Abor & Tynna releasen ihr Debüt-Album "Bittersüß"
Abor & Tynna schlagen ungestüme Haken um den Algorithmus, der nicht nur die Gen Z von allen Seiten belagert. Mit straight servierten Lyrics und Antiserum aus coolem Elektro, unartigem Discopop und warmen Vintage-Beats stellen die Geschwister aus Wien Fragen, an die sich sonst keiner rantraut: Was steckt hinter dem, was nicht gesagt wird? Was wollen wir wirklich – und wohin mit dem Druck?
Irgendwie anders haben sich Abor & Tynna schon immer gefühlt. Sie waren nachts früher zu Hause als die anderen, das Handy war nicht immer verfügbar – dafür aber klassische Instrumente. Was Teenager nicht immer super finden, macht die beiden heute aus: Ihr Selbstwert kommt aus einer verlässlicheren Ecke als der reinen Außenwirkung und verursacht die ungenierte Freiheit, die sie sich für ihre Musik nehmen. „Wir lassen uns gerne treiben und feiern, was uns im Moment inspiriert. Wenn die Vibes stimmen, werfen wir unsere Vorstellungen im Studio problemlos über den Haufen, weil uns viel wichtiger ist, ein gutes Gefühl nicht zu ignorieren, als irgendeine Theorie durchzuziehen.“
Track für Track miterleben kann man das auf ihrem Debütalbum Bittersüß, das nach jetzt und hier klingt und gleichzeitig gnadenlos das Gestern verarbeitet. Tynna beschreibt es so: „Viele unserer Songs beschäftigen sich mit der Vergangenheit – mit der, die eine Weile zurückliegt und der, die gerade erst passiert ist. Auch die guten Erinnerungen sind meistens mit Schmerz verbunden; allein, weil sie vorbei sind. Das ist eine Dualität, die wir spannend finden und Bittersüß fasst das für uns perfekt zusammen.“
Das wir es hier allerdings nicht nur mit zwei Schichten, sondern einem ganzen Kaleidoskop von Layern zu tun haben, hört man auf den 16 Songs, die von Techno-Sound (Tan Lines) über 80er-Nods (Guess What I Like) bis zu Akustik-Destillat (Karussell) reichen. Tynnas Texte visualisieren klug rohes Gefühl; mit einer aufregenden Balance aus Empowerment, Ironie, Mumm und Sehnsucht channelt sie persönliche Erfahrung und den Social Irrgarten unserer Zeit in Bildern, die man so noch nie gehört hat.
Abor & Tynna produzieren ihre Songs oft im Doppelpack, weil sie entweder die Welle eines Tracks wie im Rausch weiterreiten oder beinahe analytisch die Gegenperspektive einnehmen. Wie auf der kommenden Doppelsingle aus Songs gehasst und Baller, dieernüchterte Sentimentalität und befreiende Zerstörungswut gegenüberstellt und das Gefühlschaos einfach mit auf die Bühne nimmt. Lieblingstrack Parallele Linien flankiert den Albumrelease im Februar 2025 und bringt den mentalen Drahtseilakt mit organischem Pop auf den Punkt: „Das Paradox, das sich Linien eigentlich nie berühren, es aber in der Unendlichkeit theoretisch doch irgendwann tun, ist für uns der Inbegriff von Bittersüß.“
Das wild funkelnde Debüt kommt ungewöhnlich früh – für Abor genau richtig: „Jetzt schon ein Album machen zu können, fanden wir sehr cool. Wir hatten freie Hand und durften festhalten, woher wir kommen und wo wir jetzt stehen. Gleichzeitig zeigt es, wohin wir uns entwickeln und macht den Weg frei für Neues.“ Vor allem aber wollen Abor & Tynna auf die Bühne: „Am liebsten so oft und so groß wie möglich – live spielen bringt eben das meiste Dopamin.“ Oder wie Parallele Linien es ausdrückt: Ich lieb dich, aber unendlich ist mir zu spät.