"Die falsche Alice": Ein Dream-Pop-Song über den Druck äußerer Erwartungen und den Mut zur Selbstbestimmung
„Kalte Augen / Die durch’s Fenster schauen“, singt Kayla Shyx in ihrer neuen Single „Die falsche Alice“ und meint damit das Außen, das einen durchbohrt. Fremde Blicke – manchmal können sie wehtun. Die Freiheit zu sein, wer man ist, scheint fast unmöglich, wenn alle um einen herum ständig sagen, wie man eigentlich sein sollte oder auch: wer man nicht ist. Richtig sein, was überhaupt ist das? Die Musikerin, die schon als Teenager auf Social Media aktiv ist, weiß, wie sich das anfühlt, immer wieder infrage gestellt zu werden. Wie stark der gesellschaftliche Druck sein kann, wie groß die Projektionen der anderen auf die eigene Person werden können. Wie es ist, wenn man nie die beste Version für alle zu sein scheint.
Im Song, der bei Jive Germany erscheint, verarbeitet sie all jene Stimmen von außen, die auf sie einprasseln: „Nicht mehr ganz bei Sinnen / Bist nicht dieselbe, die du warst / Wo ist dein Mehr-Sein hin“. Aber Kayla Shyx markiert hier auch einen Bruch, entkräftet kurzerhand all jene, die glauben, einen ständig beurteilen zu dürfen. Sie demaskiert im Benennen und singt in Dream-Pop-Manier: „Was, wenn ich euch sag’, es stimmt, ich bin / Die falsche Alice“. Damit macht sie sich autark wie „Alice im Wunderland“, die weiß, niemals die Richtige für alle sein zu können. Die Metapher der Filmfigur trägt Kayla Shyx seit Jahren schon mit sich und nutzt sie hier erzählerisch für die Dynamik von Mensch und diesem äußeren Blick, der ein Leben wahllos lenkt.
Der etwas entrückte, fast fantastische Sound erinnert an eine märchenhafte Erzählung, die ja doch tiefschürfend Wahres in sich trägt. Wie es wäre, „Keine Schatten / Und keine Stimmen / Die mich jagen / Wie dieser Hase“, wie die eigenen Träume, das eigene Leben laufen würden, würde man nicht mehr umhergeschubst und ständig beurteilt werden. Kayla Shyx weiß, dass es endlos ist, und nicht immer einfach, das alles zu navigieren. Gerade in Zeiten, in denen man selbst nicht genau weiß, wer man ist. Weil zu jung oder alles einfach zu viel. Bei sich zu bleiben, man selbst, das ist nicht leicht. Aber zu wissen, dass genau das Leben bedeutet, auf seinem Weg nicht immer die richtigen Entscheidungen für sich selbst zu treffen, hat Wirkmacht, die fliegen lässt.